Piero Dorazio, 1927-2005, Maler

Das Leben von Piero Dorazio (1927-2005)

Piero Dorazio 1927 - 2005, Maler, von Franziska Messner-Rast
Piero Dorazio 1927 – 2005, Maler, von Franziska Messner-Rast

Der römische Maler Piero Dorazio, 1927 geboren, führt das Leben eines Weltbürgers. Er beginnt ein Architekturstudium in Rom, geht 1947 als Stipendiat der École des Beaux-Arts nach Paris und verbringt inspirierende Zeiten in Berlin, New York sowie in Pittsburgh, Pennsylvania, wo er zeitweise als Professor arbeitet. Dorazio setzt sich mit allen großen Meistern der Moderne auseinander und entscheidet sich für den Weg der Konkreten Kunst. Anders als die Kollegen des Informel mit ihren spontanen Gesten schafft er streng geordnete Kompositionen, in denen er die Phänomene Licht und Farbe untersucht. 1974 findet er eine Heimat in einem ehemaligen Kloster in Umbrien, wo er bis zu seinem Tod 2005 wohnt und arbeitet, nicht ohne regelmäßig auf der Insel Rhodos das Licht Griechenlands in sich aufzunehmen. Neben Gemälden und Grafiken schafft Dorazio auch Glasfenster, Mosaiken und Bühnenbilder und schreibt kunsttheoretische Texte zur Moderne. Er will, wie er schreibt, keine Trennung zwischen den Zonen des Lichts und den Zonen des Schattens, „vielmehr fortwährende Veränderung innerhalb der chromatischen Struktur von Myriaden von Farbmolekülen, Farbklängen, Schwingungen und Tönungen …“

Die Kunst von Piero Dorazio

Piero Dorazio 1927 - 2005, Maler, von Franziska Messner-Rast
Piero Dorazio 1927 – 2005, Maler, von Franziska Messner-Rast

Linien, Schraffuren, Reihungen, Gitter, Ornamente – das klingt nach ordnungsgemäßer Langeweile. Doch Dorazio nutzt die Geometrie in künstlerischer Freiheit, um Licht und Farbe damit einzufangen. Seine Bilder und Grafiken mit ihren dichten, leuchtenden Strukturen sind unwiderstehlich. Wie der Baseler Kunsthistoriker und Philosoph Gottfried Boehm bemerkte, zielt der Bildbau dahin, „dass wir mit einer derartigen Überfülle von optischen Signalen konfrontiert werden, dass das Auge nicht mehr einzelne Details konstatiert …, sondern die Energie wahrnimmt, die sich aus den vielen Konstrasten aktiviert“. Man kann auch sagen: Piero Dorazios Bilder sind pure Energie. Sie spenden dem Betrachter ihre Kraft.

(bikö)