Karl Otto Götz, 1914-19.08.2017, Künstler

 

Das Leben von Karl Otto Götz

Goetz
Karl Otto Götz, 1914-2017, Künstler

Noch mit über 100 Jahren führt Karl Otto Götz ein Leben als reflektierender Künstler – obwohl er erblindet ist und die eigenen Werke nicht mehr sehen kann. Doch er stellt sie sich vor. Und er malt im Geiste weiter. „Es sind Halluzinationen, Blumen, Bäume, ein leuchtender Garten“, erzählt er 2014 einem Journalisten, der ihn in seinem Anwesen im Westerwald besucht. Das Leben von K. O. Götz umfasst auch ein Jahrhundert der Kunstgeschichte. 1914 in Aachen geboren, besucht er ab 1932 die Kunstgewerbeschule und entdeckt die Abstraktion. Doch wenige Jahre später, 1935, erteilt ihm die Reichskulturkammer der Nationalsozialisten ein Mal- und Ausstellungsverbot. Wie die meisten jungen deutschen Männer wird er Soldat, schafft aber heimlich abstrakte Kompositionen. Nach 1945 lebt er für die Freiheit seiner Kunst. Willi Baumeister vermittelt ihm eine Ausstellung in Wuppertal, auch in Paris kann er Bilder zeigen. Dort werden die Cobra-Künstler Constant, Appel und Corneille auf ihn aufmerksam, er gehört fortan als einziger Deutscher dazu. Der Zeitgeist liebt die Abstraktion. Götz nimmt 1958 an der Biennale in Venedig und 1959 an der zweiten Documenta in Kassel teil. Im selben Jahr wird er Professor an der Kunstakademie Düsseldorf, wo er seine dritte Frau kennenlernt, seine Studentin Karin Martin, die sich als Malerin Rissa nennen wird. Mit ihr zieht er 1975 in den Westerwald, wo er frei wie nie zuvor arbeiten kann.

Karl Otto Götz, Künstler, 1914 - heute
Karl Otto Götz, Künstler, 1914 – heute

Die Kunst von Karl Otto Götz

Das Pathos der Nationalsozialisten hat die Kunst ruiniert. Folgerichtig werden die klassischen Formen nach 1945 aufgelöst. Karl Otto Götz gehört zu den Meistern des Informel, der freien Geste. Selbst „Bulle und Bär“ erscheinen als Schatten, in denen die Fantasie ein Tier vermuten kann – aber nicht muss. Die meisten Götz-Werke sind einfach nur Kraft, Bewegung, Gefühl. Mit Pinsel und Rakel hat er sie in Momenten höchster Konzentration geschaffen, gemäß einem inneren Bild, ohne Zögern. „Das Wunder beim Schopfe packen“ hat Götz das genannt und nur das Gelungene bewahrt.

Am Samstag, den 19. August 2017, ist K. O. Götz in seinem Hause im Westerwald verstorben.                  (bikö)