Raimer Jochims, Maler

Das Leben von Raimer Jochims (geboren 1935)

Raimer Jochims
Raimer Jochims (li) mit Aloys Wilmsen (mi) in der Galerie Wilmsen, Maria Thann bei der Vernissage am 28.01.2012

Es genügt nicht, ein fühlender Künstler zu sein, glaubt Raimer Jochims: „Du musst auch denken lernen.“ Tatsächlich ist der 1935 in Kiel geborene und in Lübeck aufgewachsene Maler und Kunsttheoretiker den wissenschaftlichen Weg gegangen. Er studiert Philosophie, Kunstgeschichte und Archäologie an der Universität München und promoviert 1968 über Konrad Fiedler, einen der bedeutendsten Kunstphilosophen des 19. Jahrhunderts. 1971, nach Lehrtätigkeiten in München und Karlsruhe, geht Jochims als Professor für Freie Malerei und Kunsttheorie an die Frankfurter Städelschule, die er bis 1997 als Rektor leitet. Als leidenschaftlicher Lehrer und Verfasser wegweisender Schriften erforscht er die Geheimnisse von Kunst und Identität. Und so anspruchsvoll seine Theorien auch gelegentlich wirken mögen, das Prinzip ist ganz

Raimer Jochims, 1935 - heute, Künstler
Raimer Jochims, 1935 – heute, Künstler

einfach. Das Leben wird zur Substanz der Kunst, auch, wenn sie abstrakt erscheint. „Ihr müsst euer Leben selbst erfinden“, schärft Jochims seinen Schülern ein. Nur das gibt einem Werk die nötige Tiefe. Jochims hat in dem Dorf Hochstadt (Maintal bei Frankfurt) für sich den richtigen Standort gefunden, einen verrotteten Hof ausgebaut und mit Frau und Freunden eine von christlichen Werten geprägte Gemeinschaft gegründet. „Was glaubt der Künstler?“ ist nach Jochims’ Ansicht eine zu Unrecht verpönte Frage in der heutigen Gesellschaft. Er selbst hat sich autodidaktisch zum Künstler entwickelt und nach einer schwarzen Phase die Faszination der Farbe für sich entdeckt. „Das Leben ist farbig“, sagt Jochims, meint damit aber keine Eintönigkeit, sondern differenzierte Chromatik, schillernde Fülle.

Die Kunst von Raimer Jochims

Die Farbverläufe auf altmeisterlichen Bildern haben Raimer Jochims schon früh fasziniert. Und genau solche malt er mit schnell trocknenden Acrylfarben auf Spanplatten. Ein tiefes Leuchten entsteht dabei, eine fast sakrale Wirkung. Das rechteckige Format beschränkt den Blick, und so schneidet Jochims die Platten in organische Formen, die bald an Kelche, bald an Splitter, an Pflanzen oder auch an Pfützen erinnern. Aus Bildern werden Objekte. Titel wie „Alter Phönix“ oder „Allseits wach“ schaffen eine poetische Verbindung zum Künstler.

(bikö)